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Alice Phoebe Lou: Shelter (Review)

Artist:

Alice Phoebe Lou

Alice Phoebe Lou: Shelter
Album:

Shelter

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indie-Pop

Label: Alice Phoebe Lou
Spieldauer: 30:54
Erschienen: 07.07.2023
Website: [Link]

In Kürze wird ALICE PHOEBE LOU ihre ersten Headliner-Gigs in den USA spielen. Angesichts dessen, dass die smarte Südafrikanerin alles, was sie bisher erreichte, seit sie 2012 nach Berlin zog und ihre Karriere zunächst als Straßenmusikerin begann, in Eigenregie ohne die Unterstützung der Musikindustrie umsetzte, ist das ein bemerkenswerter Erfolg – und ein Beispiel dafür, dass man auch heutzutage noch seine Träume verwirklichen kann, wenn man nur an sich selber glaubt. Und genau das macht ALICE PHOEBE LOU zum Thema ihrer insgesamt fünften LP „Shelter“. Nachdem sich insbesondere ihre ersten beiden Alben „Orbit" und „Paper Castles“ mit den Themen 'Coming Of Age' und 'Selbstfindung' beschäftigten und auf dem dritten Werk „Glow“ die Aspekte der Liebe erörtert wurden, zeigt sich die Songwriterin auf „Shelter“ als gefestigter Charakter, der seinen Platz im Leben gefunden hat und sich mit den vielfältigen, irritierenden Details des Daseins arrangiert hat.

"Ich habe das Gefühl, irgendwo angekommen zu sein", wird ALICE PHOEBE LOU in der aktuellen Bio zitiert. Das klingt angesichts des inhaltlich wie musikalisch selbstbewusst ausformulierten neuen Albums absolut glaubwürdig – denn im Titeltrack „Shelter“ bringt sie das Thema mit der Erkenntnis „I'm done putting everyone in front of me yeah – I just have to look out for myself“ auf den Punkt. Der „Shelter“ den die Musikerin hier aufsucht, liegt im Wesentlichen in ihr selbst. Ein Thema, dass sie auch früher schon beschäftigte, ist dabei der Umstand, dass ALICE PHOEBE LOU ihrer Meinung nach viel zu sehr auf andere achtete – und das, was diese Anderen von ihr denken könnten – und erst über den Prozess der Selbstliebe zu der Einstellung gelangte, dass sie selbst die Kontrolle über ihr Leben übernehmen muss, um glücklich werden zu können. „I'm taking back all the pieces of me, that were taken unwillingly“, singt sie etwa in der Empowerment-Ballade „Open My Door“.

Dass ALICE PHOEBE LOU dabei natürlich nicht ganz auf andere Menschen verzichten möchte, macht sie dann in Songs wie „Lose My Head“ oder „Lately“ deutlich, in denen sie feststellt, dass Beziehungen auf Gegenseitigkeiten beruhen und auf Freiwilligkeit basieren sollten.
Politik gibt es auch noch – dieses Mal allerdings konzentriert in dem Song „My Girl“ – ein weiteres Empowerment-Statement generellerer Natur, das sich an alle jungen Frauen richtet.

Seit sich ALICE PHOEBE LOU dazu entschlossen hat, das Geschäft des Song-Schreibens ernsthaft in die eigene Hand zu nehmen – ohne dabei Songs nach dem Lehrbuch oder wie Kollegen schreiben zu wollen – hat sich auch der musikalische Tenor deutlich konkretisiert. Interessant ist dabei die Wahl der Mittel: Für das Balladen-Format ist die Sache noch relativ einfach, denn hier orientiert sich die Musikerin in Songs wie „Angel“, „Shine“, „My Girl“ oder „Hammer“ harmonisch und melodisch an der klassischen Torch-Song-Ästhetik des Jazz. Variation kommt da heutzutage über den verstärkten Einsatz von Akustik-Gitarren, organischen Keyboards und gelegentlich einer Pedal-Steel-Gitarre ins Spiel. Bei den lebhafteren Nummern wie „Shelter“ oder „Lose My Head“ sind es Krautrock oder Disco-Grooves (und keinesfalls Rock-Elemente), die das Klangbild bereichern. Und dann gibt es noch Sachen wie den bemerkenswert konventionell strukturierten, ungewöhnlich melodisch ausformulierten Folk-Pop-Walzer „Lately“, das mit Tropicalia-Elementen angereicherte „Halo“ oder das mit schwülstiger Gospel-Orgel unterlegte „Open My Door“ die für Abwechslung sorgen. Ambient-Elemente finden sich heutzutage kaum noch in den Arrangements.

FAZIT: Während ALICE PHOEBE LOU sich auf „Shelter“ inhaltlich durchaus konstruktiv mit ihren Schwächen und Stärken auseinandersetzt, gibt es musikalisch dieses Mal erstaunlich wenig zu diskutieren. Denn entstanden ihre Songs früher intuitiv aus entspannten Jam-Sessions heraus, so sind es heutzutage die Inhalte, die auch die Struktur der Songs bestimmen. Nicht nur in inhaltlicher, sondern auch musikalischer Hinsicht ist "Shelter" also ALICE PHOEBE LOUs bislang selbstbewusstestes Statement als Mensch und Musikerin. Ein Eindruck übrigens, der auch bei ihren aktuellen Live-Shows durch eine körperbetonte, expressive Performance eindrucksvoll unterstrichen wird.

Ullrich Maurer (Info) (Review 2137x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Shelter
  • Angel
  • Open My Door
  • Lately
  • Lose My Head
  • Halo
  • Shine
  • My Girl
  • Hammer

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

  • Glow (2021) - 12/15 Punkten
  • Shelter (2023) - 12/15 Punkten
Interviews:
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